Trampen war zu Zeiten der Hippie-Bewegung in Deutschland Gang und Gäbe und heute kommt der Trend langsam wieder – zu Recht! Denn das Reisen per Anhalter verkörpert alles, was die so beliebte Individualreise ausmacht. Lest hier, was das Reisen per Anhalter eigentlich bedeutet als auch wie und wo ihr am besten trampen könnt!

Per Anhalter durch die ganze Welt? Früher war das ganz normal. Viele 68er trampten damals von Europa über den Nahen Osten bis nach Asien oder aber zum Einkaufen in den nächsten Ort. Doch mit der Zeit verlor das Trampen an Beliebtheit – vor allem natürlich, weil viele Menschen Sicherheitsbedenken hatten. Heute kommt der Trend des Trampens aber wieder und das nicht ohne Grund. Denn Trampen ist im Gegensatz zur Fahrt mit dem eigenen Auto nicht nur umweltfreundlicher sondern auch sozialer und wesentlich günstiger.

Man verbraucht schließlich weniger Sprit, kommt mit neuen Menschen in Kontakt und zahlt oft keinen Cent. Ich finde, das ist Grund genug, euch diese Art des Reisen einmal vorzustellen und vielleicht auch für den ein oder anderen schmackhaft zu machen. Und für den Fall, dass ihr euch für eine Reise per Anhalter entscheidet, will ich euch noch ein paar Tipps fürs Trampen an die Hand geben, mit denen ihr gut und sicher an euer Ziel gelangt.

Per Anhalter durch die ganze Welt

Was bedeutet „Trampen“ überhaupt? | Das sind die Vorteile

Tipps fürs Trampen | Welche Länder eignen sich besonders?

Eine Frau und ein Mann schauen sich bei Sonnenuntergang eine Karte an.

Was bedeutet Trampen?

Trampen ist eine Art der Fortbewegung und bedeutet, ganz einfach gesagt, sich an den Straßenrand zu stellen, den Daumen auszustrecken oder vielleicht auch ein Schild hoch zu halten und zu warten, bis jemand mit seinem Auto anhält, der in die gleiche Richtung muss, und einen mitfahren lässt. Ein ähnliches Prinzip hat sich mit dem Schiffstrampen übrigens auch auf den Meeren etabliert. Aber Trampen ist auch ein Lebensgefühl: Das Gefühl von Freiheit gepaart mit Weltoffenheit und Abenteuerliebe.

Trampen: das ist das Gefühl von Freiheit, gepaart mit Weltoffenheit und Abenteuerliebe

Nur was bedeutet denn eigentlich das Wort „Tramp“ genau? Es hat seinen Ursprung in der englischen Sprache, dort jedoch hat es eine andere Bedeutung: Ein Tramp ist dort nämlich ein Wanderarbeiter – sinnverwandt sind die Bedeutungen im Englischen sowie im Deutschen also schon. Aber was sagt man dann im Englischen, wenn man vom Trampen sprechen will? Ganz einfach: to hitchhike, oder auch nur to hitch. Das Wort für eine Mitfahrt wurde dagegen aus dem britischen Englisch vollständig in die Trampersprache aufgenommen. So ist wahrscheinlich jedem klar, egal woher er kommt, was gemeint ist, wenn von einem Lift die Rede ist. Im amerikanischen Englisch spricht man dagegen von einem Ride.

Eine junge Frau reist per Anhalter.

Trampen hat ganz unterschiedliche Vorteile

Trampen ist…

  • abenteuerlich: Das Reisen mittels Trampen ist immer ein Abenteuer! Denn man weiß nie, wer einen als mitnimmt und auch nicht immer genau, wohin es gehen soll. Man kann sich treiben lassen und einfach mal schauen, was als nächstes passiert.
  • umweltfreundlich: Dadurch, dass man nicht selber bzw. alleine mit dem Auto fährt, werden kaum zusätzliche Abgase erzeugt und die Straße ist zumindest um ein Auto leerer.
  • sozial: Man trifft unglaublich viele neue Menschen, aber damit nicht genug. Das Besondere daran ist nämlich, dass sie alle extrem verschieden sein werden. Unterschiedliche Herkünfte, Berufe, politische Ansichten oder Interessen – euch wird sich die ganze Bandbreite der Gesellschaft und der Kulturen offenbaren. Vom Manager im Audi über den Polizisten in Zivil bis zum Tierschutzaktivisten. Ihr müsst natürlich offen für diese Menschen und ihre Weltsicht sein, ansonsten wird euer Trip schnell etwas unangenehm.

Zwei Frauen sitzen im Auto und lesen eine Karte.

  • günstig: in den meisten Ländern nehmen die Autofahrer Anhalter sehr gerne mit – auch ohne überhaupt eine Gegenleistung zu verlangen, denn die Tramper gelten vielen Autofahrern und vor allem Truckern als willkommene Abwechslung bei der langweiligen Fahrt. In manchen Ländern ist es aber durchaus üblich, der Mitfahrgelegenheit Geld für den netten Dienst zu geben. Dies sollte man am besten absprechen, bevor man einsteigt, damit keine Missverständnisse aufkommen. In welchen Ländern das so ist, lest ihr später. In Kombination mit Aufenthalten in günstigen Unterkünften reist ihr so extrem sparsam und erlebt gleichzeitig noch viel von der Kultur des Landes.
  • praktisch: besonders in Regionen, in denen selten ein Bus fährt, ist Trampen manchmal die einzige Möglichkeit, überhaupt von der Stelle zu kommen. In ländlichen Regionen in Deutschland wird manchmal auch heute noch die Fahrt per Anhalter als Ersatz für die Busfahrt ins nächste Dorf genutzt. In manchen anderen Ländern wie z.B. Irland oder Tschechien ist Trampen sogar generell eine weit verbreitete Art, sich fortzubewegen.
  • entschleunigt: im Gegensatz zu Reisen mit dem Flugzeug oder dem Mietwagen ist Trampen natürlich ziemlich verlangsamt. Man wartet mal hier, mal da und muss dafür manchmal einiges an Geduld aufwenden. Aber hektisch ist Trampen ganz bestimmt nicht und man hat genug Zeit, die Dinge auf sich wirken zu lassen!

Ein Camper steht an der Küste.

Tipps fürs Trampen

Trampen wird von vielen Menschen ganz unterschiedlich praktiziert. Nicht alle legen damit lange Strecken oder gar ganze Reisen zurück, manche nutzen es auch einfach spontan, wenn sie gerade von einem Ort nicht mehr anders weg kommen oder der nächste Bus erst in zwei Stunden fährt – egal ob im Urlaub oder zu Hause. Trampen ist also viel mehr ein Fortbewegungsmittel als eine Reiseform und dennoch haben es sich einige Menschen zur Aufgabe gemacht, auch ihre Reisen komplett oder zumindest in großen Teilen per Anhalter zurückzulegen – aus oben genannten Gründen. Wenn ihr das Reisen mittels Trampen oder auch nur Trampen als Ersatz für den öffentlichen Nahverkehr interessant findet und noch ein paar Hilfestellungen gebrauchen könnt, lest gerne weiter. Denn ich habe mit zwei Trampern gesprochen und ihre Tipps für euch zusammengefasst:

1. Ein bisschen Planung

Ein bisschen Planung zahlt sich immer aus, denn unvorbereitet auf eine solche Reise zu gehen, könnte fatal enden. Man sollte sich, vor allem wenn man zum ersten Mal trampt, vorher überlegen, was auf der Reise dabei sein sollte. Das wichtigste Equipment eines jeden Anhalters sind wohl folgende Dinge:

  • Eine Tasche bzw. ein Rucksack, der nicht allzu riesig ist, damit man ihn gut in jedem Auto mitnehmen kann.
  • Ein Zelt und ein Schlafsack, falls man auf Reisen doch mal am Straßenrand übernachten muss.
  • Genügend Essen und Getränke für ein paar Tage. Das kann in dem Fall, dass man mitten im Nirgendwo feststeckt, sehr wichtig sein.
  • Kleidung und alles sonstige, was man für eine solche Backpackingreise benötigt, will ich an dieser Stelle nicht mehr auflisten. Ihr findet aber eine detaillierte Beschreibung in meiner Packliste für Thailand.
  • Eine Taschenlampe und ein Taschenmesser oder besser noch: ein Multifunktionstaschenmesser. Der Zweck erklärt sich wohl von selbst.
  • Eine Straßenkarte aus Papier: Wenn ihr mal in einer Region seid, wo es keinen Handyempfang gibt oder ihr es nicht rechtzeitig schafft, euer Handy zu laden, ist das wahrscheinlich die einzige Möglichkeit, euch zu orientieren. Außerdem könnt ihr eurer Mitfahrgelegenheit mit der Karte am besten zeigen, wo ihr hin wollt – besonders, wenn ihr nicht die selbe Sprache sprecht.
  • Und ganz wichtig: Pappe und einen schwarzen Edding! Klar, denn ohne Tramperschild seid ihr nur ein halber Tramper.

Ein Mann wandert mit seinem Rucksack durch ein fremdes Land.

2. Die richtigen Stellen finden

Beim Tramping ist das A und O, an der richtigen Stelle zu stehen. Wichtig dabei ist, für Autofahrer schon aus großer Distanz gut sichtbar zu sein – so habt ihr eine wesentlich größere Chance, mitgenommen zu werden, denn der Fahrer hat mehr Zeit, sich für euch zu entscheiden. Stellt euch am besten irgendwo hin, wo das Auto zudem gut anhalten kann. Viele Tramper stellen sich dafür auf Rastplätze oder an Tankstellen, aber auch Autobahnauffahrten sind gut geeignet für Anhalter. In manchen Ländern ist das Warten an Autobahnauffahrten allerdings verboten. Außerdem ist es weniger sinnvoll, innerhalb einer Stadt loszutrampen. Am Stadtrand oder auf einer Autobahnraststätte ist die Chance viel höher, über eine weitere Strecke mitgenommen zu werden. Zu verlassen sollte der Ort aber auch nicht sein. Sucht euch einen Spot, an dem reger Durchgangsverkehr herrscht und lasst euch auch an einem solchen absetzen.

3. Der frühe Vogel fängt den Wurm

Ein guter Tipp ist außerdem, so früh am Tag loszustarten, wie möglich. Denn es sind morgens vor der Arbeitszeit nicht nur mehr Autos unterwegs, ihr bekommt auch eher einen Lift, weil ihr als erstes da wart. Eine Regel beim Trampen ist nämlich, dass derjenige zuerst dran ist, der zuerst da war. Aber ihr könnt euch natürlich mit den anderen Trampern absprechen. Vielleicht wollt ihr ja in die gleiche Richtung.

4. Auf sich aufmerksam machen

Gut zu wissen:

Wenn ein Fahrer mit dem Zeigefinger auf sein Lenkrad zeigt, bedeutet das, dass er in der Stadt bleibt, also nicht weiterfährt. Wenn er mit der flachen Hand eine Bewegung nach unten macht, heißt das, dass das Gefährt voll ist.

Wenn ihr gut sichtbar und mit ausgestrecktem Daumen an der Straße steht, ist das schon die halbe Miete, aber noch nicht alles. Ihr müsst auch dafür sorgen, dass ihr interessant ausseht. Zieht etwas Auffälliges an und kleidet euch nicht zu dunkel. Bringen euch dennoch all diese Maßnahmen nicht weiter, kann es helfen, den Fahrer direkt anzusprechen. Aber das geht natürlich nicht, während er an euch vorbeifährt. Deshalb ist ein Rastplatz als Spot immer eine gute Wahl.

Ein Tramper steht am Straßenrand und wartet.

5. Seid vorsichtig

Auch wenn in Studien nicht nachgewiesen werden konnte, dass Trampen das Sicherheitsrisiko auf Reisen erhöht, sollte man trotzdem nicht unvorsichtig werden. Vor allem, wenn man ganz alleine unterwegs ist. Auch wenn der gesunde Menschenverstand euch wohl vor schlimmen Erfahrungen bewahren wird, habe ich hier noch ein paar Vorsichtsmaßnahmen für euch aufgelistet:

  • Ihr dürft „nein“ sagen. Habt ihr das Gefühl, dass eine Mitfahrgelegenheit nicht ganz koscher ist, lehnt ruhig dankend ab. Unangenehme Gesprächssituationen könnt ihr vermeiden, indem ihr zuerst fragt, wo der Fahrer hinfährt, bevor ihr selbst sagt, wo es genau für euch hingehen soll. Im Notfall könnt ihr immer noch so tun, als wäre es die falsche Richtung.
  • Macht ein Foto vom Autokennzeichen oder schreibt es euch auf. Um ganz sicher zu gehen, könnt ihr es auch einem Freund oder Familienmitglied per SMS, Whatsapp oder Anruf mitteilen.
  • Den Rucksack zwischen die Beine stellen. So habt ihr eure Sachen immer parat, falls ihr doch mal schnell wieder aussteigen wollt.

6. Schlafplatz organisieren

Euer Zelt ist immer dabei, klar. Aber manchmal will man dann doch lieber im warmen Bett schlafen, oder? Dafür macht es Sinn, sich vor der Reise oder dem nächsten Lift kurz anzuschauen, was es bei eurem nächsten Etappenziel für Unterkünfte gibt. Hostels oder Airbnbs sind natürlich immer eine gute Wahl, aber das gute alte Couchsurfing sollte auch nicht vergessen werden.

Ein leuchtendes Zelt am Strand.

Wo kann man am besten Trampen?

Trampen kann man – mit ein paar Ausnahmen – fast auf der ganzen Welt. Ich will euch im Folgenden ein paar Länder vorstellen, in denen ihr besonders gut Trampen könnt und welche, in denen Trampen überhaupt nicht üblich oder sogar verboten ist.

  • Niederlande: In den Niederlanden ist Trampen erlaubt und auch relativ weit verbreitet. Und euch wird sogar die Mühe der Suche nach einer geeigneten Stelle abgenommen, denn es gibt hier sogar eigens für Tramper eingerichtete und ausgeschilderte “liftershalte”.
  • Deutschland: Auch Deutschland ist fürs Trampen gar nicht mal so ungeeignet – es ist allerdings nicht mehr so üblich.
  • Irland: In Irland ist es ganz normal, dass auch die Bevölkerung alltägliche Strecken per Anhalter zurücklegt, denn der öffentliche Nahverkehr ist teilweise nicht besonders gut ausgebaut.
  • Kuba: In Kuba ist es nicht nur einfach zu trampen, sondern quasi schon ein Muss! Denn hier ist es staatlich vorgeschrieben, dass Anhalter mitgenommen werden müssen. Autos sind schließlich Allgemeingut.
  • Israel: In Israel ist Trampen sehr einfach. Wie in den Niederlanden gibt es hier häufig extra eingerichtete Tramperspots, die sogenannten “trempiyadas”.
  • Afrikanische Länder: Auf dem afrikanischen Kontinent ersetzt die Fahrt per Anhalter oft den öffentlichen Nahverkehr.
  • Mexiko: In diesem Land ist es etwas anders. Einerseits hängt es von der jeweiligen Region ab, ob Trampen erlaubt ist oder nicht, andererseits kommt es nicht selten vor, dass der Fahrer etwas Geld für seine Dienste verlangt.

Ein Auto fährt durch den Banff Nationalpark in Kanada.

  • Kanada: Hier ist Trampen zwar auch nicht überall erlaubt, aber dafür soll es relativ leicht und auch üblich sein.
  • USA: In den USA wird eher selten getrampt und auch hier ist es nicht in jedem Bundesstaat erlaubt.
  • Thailand: Hier ist das Fahren per Anhalter bekannt und daher auch nicht besonders schwer. Allerdings kann es vorkommen, dass man dem Fahrer ein kleines Trinkgeld geben sollte.
  • Indonesien: In Indonesien ist Trampen zwar erlaubt, es ist aber dort nicht so weit verbreitet. Wenn man dann aber trotzdem mitgenommen wird, ist es hier sehr üblich, dass am Ende eine kleine Entlohnung verlangt wird.
  • Singapur: In Singapur ist Trampen dagegen verboten und wird tatsächlich auch nicht praktiziert. Genauso ist es auch in Hongkong.
  • China: In China ist Trampen eigentlich nicht erlaubt, aber das wird selten kontrolliert. Trotzdem ist es nicht so leicht wie in anderen Ländern, denn es ist nicht sonderlich bekannt und die Menschen sprechen besonders in ländlichen Gegenden kaum Englisch.

Ich könnte alle Länder dieser Welt aufzählen, aber dann wären wir morgen noch nicht fertig. Deswegen empfehle ich, bevor ihr eine Reise oder auch nur kurze Streckenabschnitte per Anhalter zurücklegen wollt, euch einfach über das jeweilige Land in dem ihr seid und die Bedingungen fürs Trampen zu informieren.

Eine Frau hält den Kopf bei der Fahrt über den Strand aus dem Auto.

Trampen bedeutet Freiheit

Per Anhalter durch die Welt zu reisen, ist auf jeden Fall ein lohnenswertes Abenteuer! Aber es muss ja nicht gleich die ganze Welt sein. Schon die ein oder andere Strecke mit dem Daumen zurück zu legen, wird euren Horizont auf jeden Fall erweitern. Probiert es doch einfach im nächsten Urlaub oder auch mal zu Hause aus und versucht eine Strecke per Anhalter zu überwinden. Ihr werdet merken: der Nervenkitzel und das ganz besondere Gefühl der Freiheit machen süchtig!

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