In unserem täglichen Sprachgebrauch verwenden wir wie selbstverständlich bestimmte Sprichwörter. Doch wissen wir eigentlich immer, woher diese genau stammen? Ich möchte an dieser Stelle gerne etwas Licht ins Dunkel bringen und euch die Herkunft einiger Redensarten verraten.

Immer wieder hört man sie, beliebte Sprichwörter wie etwa „Geh dahin, wo der Pfeffer wächst“ oder auch „Das ist ja mitten in der Pampa“. Vielen von euch kommen solche oder ähnliche Sprichwörter bestimmt bekannt vor, bei einigen gehören sie vielleicht sogar zum alltäglichen Sprachgebrauch. Doch nun die Frage: Wisst ihr auch, wo denn beispielsweise die Pampa liegt, wo der Pfeffer wächst oder gar was es mit dem Ort Buxtehude auf sich hat? Ich würde mal tippen, dass die meisten von euch nun mit dem Kopf schütteln. Und da ich mich häufig selbst gefragt habe, ob es denn all diese Orte tatsächlich gibt und wenn ja, wo sie genau liegen, habe ich hier nun die Antwort für euch.

Sprichwörter und ihre meist unbekannten Orte

Wo der Pfeffer wächst | Walachei

 Mitten in der Pampa | Buxtehude 

Wo Milch und Honig fließt | Timbuktu

 Schwedische Gardinen

Warum ausgerechnet…

Canossa | Rom | Athen

Böhmische Dörfer | Jordan

Das Forum Romanum in Rom.

„Geh dahin, wo der Pfeffer wächst!“

Sobald euch eine Person gehörig auf die Nerven geht oder ihr diese absolut nicht leiden könnt, würdet ihr sie am liebsten dorthin schicken, „wo der Pfeffer wächst“. Das berühmte Sprichwort, das heute noch sehr häufig verwendet wird, stammt vermutlich aus dem frühen 16. Jahrhundert und soll auf die Entfernung des Landes angespielt haben, aus dem man ursprünglich Pfeffer importierte – und zwar Indien. Damals, als es noch keine Flugzeuge gab, erschien Indien den Menschen nahezu unerreichbar. Somit wünschte man eine Person an einen weit entfernten Ort, damit diese am besten gar nicht erst wiederkommt. Abgesehen von Indien könnte aber auch die südamerikanische Teufelsinsel L’Isle du Diable vor der Küste Französisch-Guayanas gemeint sein, auf der ebenfalls Pfeffer angebaut wurde. Ein echtes Paradies, in dem heute Pfeffer wächst, ist übrigens die traumhafte Inselgruppe Sansibar.

Verstreute Pfefferkörner

„In der Walachei“

Spricht man von einem sehr abgeschiedenen und verlassenen, meist auch ländlichen Ort, so ist schnell von der sogenannten „Walachei“ die Rede. Dieser Begriff ist allerdings nicht nur eine x-beliebige Bezeichnung, sondern es gibt diesen Ort tatsächlich. Die Walachei ist eine historische Region im Süden des heutigen Rumäniens, die eingeteilt wird in die kleine Walachei im Zentrum und Osten und in die große Walachei im Westen des Landes. Damals war die Walachei nur ein Begriff, den man schon mal gelesen oder gehört hatte, abseits städtischer Zivilisation, worauf vermutlich auch das Sprichwort zurückzuführen ist. Heutzutage ist ihre Landschaft besonders bei Wanderern ziemlich beliebt. Und wusstet ihr, dass selbst die rumänische Hauptstadt Bukarest zur Walachei gehört?

„Das liegt ja mitten in der Pampa!“

Und noch eine Region, die wir in unserem Sprachgebrauch eigentlich nur verwenden, um einen menschenleeren Ort zu beschreiben. „Hier soll unser Hotel sein? Das liegt ja nun wirklich mitten in der Pampa!“ – So oder so ähnlich könnte eine Aussage lauten. Was viele jedoch nicht wissen: Die Pampa gibt es wirklich. Sie ist eine sogenannte Ökoregion, eine Grassteppe im südöstlichen Südamerika. Doch das Sprichwort trifft es schon ziemlich genau auf den Punkt, denn die Grassteppe, die sich hauptsächlich auf Argentinien, Uruguay und Brasilien verteilt, ist ziemlich verlassen und menschenleer. Erreichen lässt sich diese per Ausritt oder bei einer Wandertour.

Eine Grassteppe im südöstlichen Südamerika

„Irgendwo in Buxtehude“

So eigenartig dieser Name auch klingt – es gibt ihn wirklich! Wenn wir nicht wissen, wo sich ein Ort befindet, fällt schnell mal das Sprichwort „…irgendwo in Buxtehude!“. Auch hier wissen die meisten nicht, dass Buxtehude tatsächlich existiert. Die kleine Hansestadt Buxtehude ist eine selbstständige Gemeinde in Niedersachsen, etwa 27 Kilometer westlich von Hamburg gelegen. Die knapp 40.000 Einwohner große Gemeinde verfügt sogar über eine eigene Hochschule, die Platz für bis zu 1.000 Studierende bietet. Wer hätte das gedacht?

„Ein Land, in dem Milch und Honig fließt“

Das Sprichwort „Ein Land, in dem Milch und Honig fließt“ geht auf die Bibel zurück, denn dort wird für Israel ganze 16 Mal diese Bezeichnung verwendet. Spricht man von einem Land, in dem Milch und Honig fließt, so meint man eines, in dem Gerechtigkeit herrscht und es für alle genug gibt. Was bis vor einigen Jahren nur als Metapher galt, soll laut israelischen Archäologen allerdings der Wirklichkeit entsprechen, denn diese fanden in Israel Überreste von Bienenhäusern aus dem 10. Jahrhundert vor Christus. Was an dieser Vermutung dran ist, ist jedoch bis heute noch unklar.

Israel rotes Meer

 

„Dann geh doch nach Timbuktu“

Wenn man an Timbuktu denkt, stellt man sich häufig einen Ort im Nirgendwo vor, weit weg und unerreichbar, beispielsweise mitten in der Wüste.

Eine Oasenstadt im westafrikanischen Staat Mali

Das wahre Bild von Timbuktu, einer Oasenstadt im westafrikanischen Staat Mali, kommt dem – zumindest, was die Wüste angeht – schon ziemlich nahe. Was viele allerdings nicht wissen: Dieser Ort ist längst nicht mehr unerreichbar. Timbuktu verfügt mittlerweile sogar über einen kleinen Flughafen, die Altstadt lockt besonders mit der beeindruckenden Djinguereber Moschee, der ältesten Moschee Südafrikas.

Eine Person läuft durch die verlassenen Straßen von Timbuktu.

„Hinter Schwedischen Gardinen sitzen“

Diese Redensart ist eine andere Art und Weise, um auszudrücken, dass jemand im Gefängnis sitzt. Doch warum müssen es ausgerechnet Gardinen aus Schweden sein? Früher galt der schwedische Stahl als ziemlich stabil, deshalb wurden die Gefängnisgitter vor den Fenstern häufig aus eben diesem gefertigt. Und so saß der Gefangene hinter „Schwedischen Gardinen“. Klingt einleuchtend, oder?

„Nach Canossa gehen“

Dorthin muss man sprichwörtlich gehen, wenn man jemanden um Vergebung bittet oder Reue zeigt. Wie zu den meisten Sprichwörtern, gibt es auch hier eine Entstehungsgeschichte. Ihr habt bestimmt alle in der Schule davon gehört und irgendwo im Hinterstübchen klingelt es bereits. Ich will euch mal etwas auf die Sprünge helfen: Das Ganze spielt in der Zeit des Investiturstreits, also zu der Zeit, in der entschieden wurde, wer hohe geistliche Würdenträger ernennen darf. Kurz gesagt verscherzte es sich König Heinrich IV mit Papst Gregor VII, daraufhin belegte der Papst ihn mit dem Kirchenbann, was bedeutete, dass niemand dem König mehr zu Treue und Gehorsam verpflichtet war. Um seine Macht wieder zu erlangen, machte sich Heinrich im Winter 1076 von Speyer aus zur schwer zugänglichen Bergfestung nach Norditalien auf, um dort den Papst um Gnade zu bitten. Vier Tage lang flehte er im Büßerhemd vor den Burgmauern kniend um Vergebung, bis schließlich der Papst den Bann löste. Zum redensartlichen Gang nach Canossa trug Reichskanzler Bismarck bei, als er 1872 vor dem Reichstag über die Ablehnung des deutschen Gesandten Kardinal Hohenlohe durch den Papst sprach: „Seien Sie außer Sorge, nach Canossa gehen wir nicht – weder körperlich noch geistig.

Die Burgfestung Canossa in Norditalien.

„Alle Wege führen nach Rom“

Soll heißen: Für ein Problem gibt es immer mehrere Lösungen. Das Sprichwort stammt noch aus der Antike. Zu dieser Zeit war Rom nämlich das wirtschaftliche, politische und kulturelle Zentrum. Zudem hatte Kaiser Augustus im Jahr 20 vor Christus am Forum Romanum eine vergoldete Säule aufgestellt, auf der die Namen aller Hauptstädte der Provinzen des Römischen Reiches mit ihrer Entfernung zu Rom aufgelistet waren. Für den Betrachter muss es den Eindruck erweckt haben, dass egal, woher er kommt, es immer einen Weg nach Rom gibt.

Tipp: Weitere Infos und Angebote für eine Städtereise nach Rom findet ihr ebenfalls bei mir.

„Eulen nach Athen tragen“

Das antike Athen war ein mächtiger Stadtstaat – sowohl aus kultureller als auch aus wirtschaftlicher Sicht. Nach Vorstellungen der Bürger stand sie unter dem Schutz der Athene, der Göttin der Weisheit. Deren wichtigstes Symbol war die Eule, die aufgrund ihrer großen Augen als besonders intelligent galt. In den Straßen Athens war zu dieser Zeit die Eule allgegenwärtig, sowohl in Natura als auch als Symbol der Ehrerbietung der Schutzgöttin. Umgangssprachlich wurden auch die Münzen der Stadt, die eigentlich Drachmen hießen, als Eulen bezeichnet. Durch den Wohlstand Athens sprach man auch vom Überfluss an Eulen in der Stadt, sowohl in echter, steinerner wie silberner Form. Weitere Eulen nach Athen zu bringen erschien daher als völlig überflüssig und somit als etwas Sinnloses. Genau diese Bedeutung hat die Redensart auch heute noch.

Blick auf die Akropolis in Athen.

„Das sind für mich böhmische Dörfer“

Diese Redensart ist auf das frühere Böhmen, eine Region in Tschechien, zurückzuführen. Trotz der Nähe zur deutschen Grenze sind die beiden Sprachen der Länder sehr unterschiedlich. Für die Deutschen klangen oft schon die tschechischen Ortsnamen fremdartig und es war ihnen unmöglich, sie fehlerfrei auszusprechen. Wenn also jemand nichts versteht, sind es für ihn auch heute noch böhmische Dörfer.

„Über den Jordan gehen“

Dieses Sprichwort wird genutzt, wenn man sagen möchte, dass jemand gestorben ist. Vielen ist dabei klar, dass dies nicht bedeutet, dass sich jemand auf eine Reise in Richtung Nahen Osten begeben hat, um den Fluss zu überqueren, sondern eben ums Leben gekommen ist. Zurückzuführen ist dieses Sprichwort ebenfalls auf die Bibel, denn damals sollen die alten Israeliten aus der Wüste über den Jordan Fluss in das gelobte Land eingezogen sein. Dieser Übergang wurde sozusagen symbolisch gedeutet, als Übergang in das Himmelreich.

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Was sagt ihr zu all diesen Sprichwörtern? Wusstet ihr, dass es die Orte tatsächlich gibt oder habt ihr euch noch nie damit beschäftigt? Fallen euch vielleicht noch weitere Sprichwörter dieser Art ein? Dann teilt mir eure Ideen doch in den Kommentaren mit.

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