Schweden ist ein riesiges Land mit vergleichsweise wenigen Einwohnern. Rund 10 Millionen Menschen leben hier auf einer Fläche, die nochmal 100.000 km² größer ist als Deutschland. Egal ob auf dem Land oder in der Stadt, Eigenarten und Besonderheiten gibt es im ganzen Land ziemlich viele. Das liegt vielleicht daran, dass die Bewohner in den langen Wintermonaten so viel Zeit haben, sich merkwürdige Essensgewohnheiten anzueignen. Langeweile macht bekanntlich kreativ.

Andere Länder – andere Sitten, Gewohnheiten und Vorlieben. Hier bekommt ihr einen kompakten Überblick über klackernde Autoreifen, stinkende Fische, Big Macs auf der Tapete und den weltbekannten Vodka.

Typisch schwedisch – Das gibt es nur hier

Vergorener Hering | Gähnende Leere

Klackernde Autoreifen | Big Mac Design

 Geschmacks-Experimente | Vodka | Fleisch aus Tuben

 Türspion | Anrede | Vornamen

Surströmming – Unfassbarer Gestank

Surströmming, der stinkende vergorene Hering  aus der Dose, ist mittlerweile schon eine echte internationale Berühmtheit. Die deutschen Biathleten beispielsweise müssen als Aufnahmeritual einen gehörigen Happen nehmen, um sich als vollwertiges Mitglied der Truppe zu beweisen. In Schweden wird der Gammelfisch voller Hingabe mit Kartoffeln und Mandelbutter verspeist. Der Geruch ist eine echte Strafe, trotzdem lieben die Schweden ihren Surströmming. Falls ihr auch mal probieren wollt, bei Amazon wird er immer mal wieder angeboten.

Surströmming Fisch aus der Dose

Gähnende Leere

In Schweden leben 22,6 Einwohner pro km² – in Deutschland sind es dagegen 226,7 Menschen pro km². In Lappland ist es sogar noch krasser, denn hier wohnen gerade mal 2 Einwohner pro Quadratkilometer. Da kann es schon mal vorkommen, dass der nächste direkte Nachbar 30 Minuten entfernt wohnt und Brötchen holen am Wochenende ein Stündchen dauert. Auch als Tourist gewöhnt man sich schnell an diese typisch schwedische Abgeschiedenheit. Wenn man ein paar Tage in der Wildnis verbracht hat, kommt einem das Gewusel im lokalen Supermarkt schon hektisch vor. Wenn man dann wieder nach Deutschland kommt, artet die plötzliche Enge schnell mal in Stress aus.

See in der Dämmerung Lappland

Klackernde Autoreifen

Wer im Winter in Schweden ist, hat garantiert schon mal verwundert einem Auto hinterhergeschaut, dessen Reifen komische Abrollgeräusche gemacht haben. Keine Sorge, da geht nichts kaputt – abgesehen vom Asphalt vielleicht. Denn die Winterreifen vieler Wagen haben Spikes im Gummi verarbeitet. Die sollen dafür sorgen, dass die Autos bei Eis und Schnee besseren Grip haben. Das ist in manchen Gebieten Schwedens auch bitter nötig, denn Schneeräumdienste, die mit Salz streuen, gibt es so gut wie gar nicht. Bei extremen Temperaturen hilft das nicht, deshalb greift man hier auf Dubbdäck (schwed. für Reifen mit Spikes) und Rollsplit zurück.

Big Mac zum Anziehen

#onlyinsweden könnte der Hashtag zu folgenden Produkten lauten. McDonald’s in Schweden verkauft nämlich mittlerweile Regenmäntel, Schwimmshorts oder auch Bettwäsche mit dem beliebten Big Mac Konterfei. Doch das ist längst nicht alles – sogar Zelte, Schlafsäcke und Burgertapete werden hier angeboten. Typisch schwedisch ist das nicht, aber einzigartig auf jeden Fall! Ob das stylisch oder bescheuert ist, könnt ihr selbst entscheiden… Bemerkenswert: Der Profit, den Mc Donald’s macht, geht gesammelt an die Ronald Mc Donald Kinderhilfe. Da kann man sich doch glatt mal überlegen, dem Hund ein Mäntelchen zu kaufen oder beim nächsten Ski-Urlaub mit Burger-Thermo-Unterwäsche zu punkten.

Lakritz mit Fisch

Fisch ist eines der Lieblingsgerichte der Schweden. Das haben wir ja schon beim Surströmming gesehen. Insbesondere mit Hering wird viel und gerne herumexperimentiert. Warum also nicht mal zwei typisch schwedische Dinge verbinden? Hering und die beliebte Lakritze… Sieht erstaunlich aus – und so schmeckt es auch. Doch auch Lakritz-Milcheis und Lakritzschnaps stehen ganz oben auf der Favoritenliste. Alles zusammen ergibt ein fantastisches und abwechslungsreiches Mittagessen, oder nicht?

Lakritzschnaps im glas mit Süßholzwurzel

Absolut Vodka

Wer in Stockholm ist, kommt nicht drumherum, zu bemerken, dass Vodka hier eine große Rolle im täglichen Leben spielt. Aber gar nicht mal wegen einer übermäßigen Anzahl an Alkoholikern, sondern aus einem ganz einfachen, anderem Grund: Schweden ist einer der größten Vodka-Produzenten der Welt. Auch der bekannte und beliebte Absolut, der in den stylischen Apotheker-Flaschen angeboten wird, kommt von hier.

Ihr solltet euch aber nicht zu viel davon gönnen, denn erstens zahlt ihr in Schweden horrende Preise für Alkohol und zweitens kann eine Fahrt unter Alkoholeinfluss extrem teuer werden. Schon bei über 0,2 Promille müssen sich Fahrer warm anziehen. Wenn es ganz schlecht läuft, reißt das Bußgeld ein riesiges Loch in die Urlaubskasse und sogar Gefängnisstrafen können folgen. Also: Immer schön beim Preiselbeersaft bleiben, wenn ihr der Fahrer seid.

Fleisch aus Tuben

Bacon, Käse und Fischeier gibt’s auch in der Tube. Das ist eine dieser Besonderheiten in schwedischen Supermärkten. Während wir uns Mayo in Tuben gönnen und diese dann auf die Mortadella schmieren, machen es sich die Schweden etwas leichter. Da wird die Wurst direkt auf’s Brötchen gedrückt und genüsslich verzehrt. Gerade auf einem Roadtrip eine ziemlich pfiffige Idee. Wer hat schon Lust, eine geöffnete Wurstpackung mitzuschleppen. Die Tube schraubt man einfach wieder zu – fertig.

Türspion mal anders

Glaubt man den Gerüchten, dann nutzen die Schweden ihren Türspion nicht so wie wir es vielleicht denken würden. Während man im Normalfall durch das kleine Guckloch schaut, um zu sehen, wer geklingelt hat, soll es im Land der tausend Seen einen ganz anderen Nutzen haben. Angeblich linsen die Schweden hindurch, bevor sie in den Flur treten, um nicht aus Versehen einem Nachbarn zu begegnen. Smalltalk mit den Hausbewohnern ist also nicht so ihr Fall!?

Frau schaut durch Türspion

Du, Herr Inspektor…

Man duzt sich, das ist eine ganz typische schwedische Tradition. Dabei ist es ganz egal, wen man vor sich hat. Selbst Respektpersonen wie Polizisten und Professoren werden geduzt. Ihr selbst dann natürlich auch – wundert euch also nicht, wenn euch ein Schwede auf Deutsch anspricht und direkt das Du nutzt. Das heißt nicht, dass man euch nicht respektiert. Es ist nur so, dass Hierarchien in Schweden nicht durch die Ansprache geregelt werden. Macht euch also keinen Kopf und sprecht die Schweden ruhig auch gleich persönlich und mit Vornamen an. Beste Beispiele für das Duzen bekommen wir übrigens auch in jedem IKEA Möbelhaus, dort wird man schließlich auch geduzt.

Svensson, Jonasson, Holgersson

Die Zeiten, in denen die Schweden alle mit Nachnamen Irgendwasson hießen, sind vorbei. In den Zeiten der Individualisierung benennen sich immer mehr Menschen um und geben sich im Zuge dessen gleich sehr außergewöhnliche Namen. So kann man neuerdings durchaus mal Nachnamen wie Hochtanne oder auch Silberschweif im Namensregister finden. Doch alles in allem gibt es immer noch einen enormen Anteil an Svenssons, Jonassons und Holgerssons. Aber das macht den Charme doch auch aus, oder?

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