Massentourismus ist in diesem Land ein Fremdwort, was nicht heißt, dass es hier nichts zu sehen gäbe. Im Gegenteil: Freut euch auf wundersame Schlossanlagen, den letzten Urwald Europas, spannende Geschichte und vielseitige Städte mit hübschen Kirchen und sowjetischen Bauten!

Märchenhafte Schlösser, eine überraschend kontrastreiche Hauptstadt, verträumte Seen und Sumpfgebiete und eine einmalige Kultur mitten in Europa – und trotzdem ist es eines der am wenigsten bereisten Länder. Wovon hier wohl die Rede ist? Von der unentdeckten Republik Belarus, auch bekannt als Weißrussland. Europas größtes Binnenland versteckt sich zwischen Polen, Litauen, Lettland, Russland und der Ukraine und zählte laut Lonely Planet zu den Top 10 der Reiseziele für 2019. Aktuell jedoch ist eine Reise nicht zum empfehlen. Das Land befindet sich in einer schweren politischen Krise – das Auswärtige Amt warnt vor Reisen nach Belarus – nicht nur wegen der Corona-Pandemie. Wenn ihr das Land trotz alledem schon einmal etwas näher kennen lernen wollt, findet ihr hier alle Informationen. Wer weiß, vielleicht ergibt sich in ein paar Jahren die Chance für euch, die Schlösser und Nationalparks mal mit eigene Augen zu erleben.

Weißrussland – Sehenswürdigkeiten und mehr

Einreise | Minsk | Schlösser | Brest

Nationalpark | Wizebsk | Weißrussische Küche

Weißrusslandurlaub

Flüsse durziehen die Sumpflandschaft von Weißrussland.
Unzählige Flüsse durchziehen Weißrussland.

Weißrussland öffnet seine Tore

Ein Grund, weshalb Weißrussland bisher noch die wenigsten Urlauber auf dem Zettel hatten, war bislang wahrscheinlich die Visapflicht. Doch es gibt gute Neuigkeiten: Seit Februar 2017 dürfen Bürger aus 80 Ländern, darunter auch Deutsche, einen 30-tägigen Urlaub in Weißrussland ohne Visum verbringen. Ab einem fünftägigen Aufenthalt müsst ihr euch registrieren lassen. Die Visafreiheit gilt allerdings nur, wenn ihr mit eurem Reisepass über den Flughafen in Minsk einreist. Hin- und Rückflüge bekommt ihr von Deutschland aus schon für unter 200€. Klingt doch nach perfekten Bedingungen für einen schönen Kurzurlaub, oder?

Guru Tipp: Genaueres zur Einreise nach Weißrussland könnt ihr beim Auswärtigen Amt nachlesen. Aktuell wird unter anderem wegen der Corona-Pandemie, aber auch wegen der problematischen politischen Zustände im Land vor einer Reise nach Belarus gewarnt.

Minsk ist die Hauptstadt von Weißrussland und liegt am Fluss Swislatsch.
So moderne Seiten hat Minsk.

Erkundet das kontrastreiche Minsk

Nachdem ihr in Belarus gelandet seid, kann es direkt losgehen mit eurer Entdeckungstour durch Minsk. Die Hauptstadt beheimatet zwei Millionen Einwohner und ist im Vergleich zu anderen europäischen Metropolen unglaublich sauber und überraschend ruhig. Im Krieg wurde Minsk fast komplett zerstört und doch immer wieder aufgebaut, weshalb ihr hier Gebäude verschiedenster Zeiten bestaunen könnt. Wollt ihr die Geschichte des Landes besser verstehen, kann ich euch das Museum für Kriegsgeschichte empfehlen, in dem euch der Deutsch-Sowjetische Krieg mal aus der anderen Perspektive veranschaulicht wird. Schon das Gebäude an sich wird euch sprachlos machen.

Die moderne Seite von Minsk zeigt sich am Weißen Parlament wo eine Lenin Statue und die Rote Kirche auf dem Unabhängigkeitsplatz stehen.
Die Rote Kirche am Unabhängigkeitsplatz

Sehenswürdigkeiten in Minsk

Trotz ihrer Weitläufigkeit erkundet ihr die riesigen Plätze und Parks, imposante Bauten und die „Oberstadt“ genannte Altstadt mit all ihren Sehenswürdigkeiten am besten zu Fuß. Schlendert den Lenin-Prospekt und am Flussufer entlang, über den Unabhängigkeitsplatz, wo ihr eine Lenin-Statue und die Rote Kirche findet. Besonders hübsch anzusehen ist die Gedächtniskirche aller Heiligen mit ihren weiß-goldenen Türmen. Staunt bei eurem Spaziergang über die beeindruckende sowjetische Architektur wie beispielsweise die der Minsk Gates. Einen ersten Eindruck der wichtigsten Sehenswürdigkeiten im Miniformat erhaltet ihr im Museum Strana Mini.

Guru Tipp: Den besten Ausblick über Minsk genießt ihr vom nicht weniger faszinierenden Gebäude der Nationalbibliothek von Weißrussland.

Die Allerheiligen Kirche verzaubert mit ihren weiß goldenen Türmen in Minsk.
Die Gedächtniskirche aller Heiligen sieht aus wie aus einem Märchen.

Die Märchenschlösser Njaswisch und Mir

Weißrusslands Schlösser sind absolut zauberhaft und ein perfektes Ausflugsziel von Minsk aus.

Bestaunt die verzierten Türme und die idyllische Umgebung

Das Schloss Mir ist bloß eine gute Stunde vom Stadtzentrum Minsks entfernt. Schon von außen wirken die fünf unterschiedlich verzierten Türme und die rote Burgmauer einfach märchenhaft. Innen geht es spannend weiter, wenn ihr euch reiche Deckenverzierungen in den Prunksälen aber auch einfach Räume der einstigen Dienstleute anguckt. Von der Mauer aus könnt ihr auf den idyllischen Schlosssee schauen.

Nur 30 Minuten weiter südlich stoßt ihr auf das auf einer kleinen Insel angelegte Schloss Njaswisch, auch Nesvizh. Im Gegensatz zum Schloss Mir, das als Sommerresidenz diente, findet ihr in diesem Schloss heimelige Kaminzimmer, da hier vor vielen Hundert Jahren die Adelsfamilie Radziwiłł dekadent überwinterte. Das Schloss zählt mittlerweile zum UNESCO-Weltkulturerbe und kann auch von innen besichtigt werden. Besonders die romantisch verzierten Zimmer der Frauen werden euch zum Träumen bringen.

Entdeckt liebliche Ecken in Brest

Im westlichen Zipfel Weißrusslands, an der polnischen Grenze, verbirgt sich ein weiterer Schatz: das bunte Brest. Obwohl die Stadt von Plattenbauten aus der Sowjetzeit geprägt ist, findet ihr hier auch ganz zauberhafte Orte. Die Stadt wird mittig vom Fluss Muchawez durchzogen, wodurch viele kleine Inseln und grüne Oasen entstehen. Ganz besonders lieblich ist zudem die Fußgängerzone Sovetskaya, die von putzigen Häuschen und romantischen Straßenlaternen gesäumt ist und deswegen auch Lights Alley genannt wird. Hier könnt ihr ausgiebig flanieren, shoppen und in einem der vielen Cafés einkehren.

Guru Tipp: Anschauen solltet ihr euch zudem unbedingt die Brester Festung, wo ihr auf gigantische sowjetische Monumente und Mahnmale stoßt, bei deren Anblick es euch schon mal mulmig zumute werden kann.

 

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Der letzte Urwald Europas

Wenn euch der Sinn nach unberührter Natur steht, habt ihr es von Brest aus nicht weit zum Białowieża-Nationalpark. Dieser erstreckt sich bis nach Polen und wird als letzter, richtiger Urwald Europas bezeichnet. Auf 1.771 km² breitet sich das Biosphärenreservat allein auf der weißrussischen Seite aus. In den Tiefen des artenreichen Waldes leben auch Wisente, die den Nationalpark als Rückzugsgebiet bevölkern. Der Wisent gilt übrigens sogar als Nationaltier von Weißrussland.

Ein Wisent streift mit seinen Kälbern durch den Białowieża-Nationalpark Wald in Weißrussland.
Der Wisent ist das Nationaltier Weißrusslands.

Künstlerstadt Wizebsk

Eine weitere sehenswerte Stadt befindet sich im Norden des Landes, unweit der russischen Grenze.

Die Heimatstadt von Marc Chagall

Die Rede ist von Wizebsk, auch bekannt als Vitebsk, wo der weltberühmte Künstler Marc Chagall geboren wurde. Noch heute könnt ihr euch in seinem alten Elternhaus Ausstellungen mit originalen Lithografien und sein altes Atelier anschauen, in dem heute wieder internationale Künstler zeichnen. Nur wenige Kilometer weiter steht das Sommerhaus des russischen Malers Ilja Repin. Außerdem könnt ihr euch in der Stadt das fast 250 Jahre alte Rathaus und die aus dem 12. Jahrhundert stammende Maria-Verkündigungs-Kirche anschauen.

Guru Tipp: In Wizebsk findet der Slawische Basar statt, ein internationales Kunstfestival, das jeden Sommer Besucher aus aller Welt mit bunten Paraden und Konzerten anlockt.

Eine Brücke führt über den Daugava Fluss zur Kirche in Wizebsk in Weißrussland.
Die Uspensky Kathedrale am Flussufer

So rustikal schmeckt Weißrussland

Was euch bei der weißrussischen Küche bestimmt auffällt, ist, dass Kartoffeln zu fast keinem Gericht fehlen dürfen. Wegen ihrer Liebe zur Knolle wurden die Weißrussen von ihren Nachbarn früher sogar oft als „Bulbashi“ bezeichnet, was so viel heißt wie Kartoffelfresser. Nicht sonderlich nett, aber die Belorussen genießen ihre Draniki (Kartoffelpuffer) und Kartoffelklöße einfach unbekümmert weiter. Zudem werden euch hier gerne deftige Suppen und Bliny, herzhafte Pfannkuchen und rustikale Fleisch- und Gemüsegerichte serviert. Zum Nachtisch könnt ihr euch dann süße Blintschiki oder kunstvolle Törtchen gönnen.

Draniki heißen die Kartoffelpuffer in Weißrussland.
Draniki müsst ihr in Weißrussland unbedingt probieren!

Die besten Restaurants

Um euch nach dem Sightseeing ordentlich zu stärken und euch die weißrussische Küche zu Gemüte zu führen, findet ihr in jedem Örtchen einladende Restaurants.

Urig oder trendig – ihr habt die Wahl

In Minsk kann ich euch das Kamyanitsa empfehlen, wo ihr traditionelles Essen in besonders uriger Atmosphäre genießt. Aber die Hauptstadt kann auch anders: Wenn ihr abends in einer jungen, hippen Bar abhängen wollt, wartet das El Pushka auf euch, während ihr im Coffeevarium hübsche Snacks genießt. Rustikal in Brest esst ihr im La Kave, während das Dom Fani Bravermann landestypische Speisen und modernes Design verbindet.

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