Achtung, Klischeealarm! Viele verbinden Asiaten mit einer Reihe von – zumeist witzigen – Vorurteilen. Dabei werden jedoch häufig alle aus Asien stammenden Menschen über einen Kamm geschert.

Dies führt oft dazu, dass Japaner, Chinesen, Thailänder, Vietnamesen und egal woher die Personen noch stammen, schlichtweg als Asiaten bezeichnet werden. Was dabei jedoch nur sehr selten beachtet wird, ist die Tatsache, dass die einzelnen Staaten keinesfalls wie so oft dargestellt „alle dasselbe“ sind. Selbst einzelne Regionen innerhalb eines Staates können nämlich vor allem kulturell vollkommen unterschiedlich sein. Auffällig ist zudem, dass sich die Vorurteile fast ausschließlich auf Japaner und Chinesen beschränken. Andere Staatsangehörige werden eben oft schlichtweg dazu gezählt – dabei ist Asien so viel mehr! Höchste Zeit also, mal einen Vorurteilscheck zu machen und zu schauen, welche Charakteristika tatsächlich auf wen zutreffen und welche völliger Quatsch sind. Jedoch sind auch die durchaus auf einen Großteil zutreffenden Merkmale natürlich nur mit Vorsicht zu genießen. Denn logischerweise treffen diese nicht auf jeden Menschen automatisch zu, nur weil er aus einer bestimmten Region stammt. Oder tragen wir ausnahmslos alle Lederhosen und lieben Sauerkraut? ;)

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Stimmt es, dass…? – Asiaten im Vorurteilscheck

Japaner trifft man nur in Gruppen | Alles muss fotografiert werden! | Japaner werden zu Überstunden gezwungen

Chinesen können kein „R“ aussprechen | Asiaten vertragen keinen Alkohol

In China werden Hunde und Katzen gegessen | Schlürfen beim Essen ist gern gesehen

Japaner trifft man nur in Gruppen

Ein extrem weit verbreitetes Vorurteil ist, dass vor allem Japaner sich fast ausschließlich in großen Gruppen tummeln und auch riesige Menschenmassen absolut nicht scheuen. Dieses Vorurteil ist sogar in gewisser Weise wahr, da viele Japaner tatsächlich über einen sehr starken Gemeinschaftssinn verfügen. Neben dieser großen Vorliebe, sich stets in Gruppen aufzuhalten, ist auch das Streben nach Harmonie innerhalb dieser Gruppe äußerst wichtig. Zu dem weit verbreiteten Eindruck führen aber auch hier bekannte Bilder aus riesigen Städten wie Tokyo. Derartige Megacitys verfügen schlichtweg über extrem hohe Einwohnerzahlen auf engem Raum – da entsteht schon schneller mal ein größeres Chaos, ob dabei so ein Schwimmbadbesuch so erholend ist, bleibt mal dahingestellt… :)

STR / AFP
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Alles muss fotografiert werden!

Da viele Japaner genauso auch äußerst gerne in der Gruppe verreisen, führt dies auch direkt zum wohl bekanntesten Vorurteil: Japaner fotografieren alles und jeden und seien es nur die unspektakulärsten und alltäglichsten Dinge. Ganz wichtig auch, dass sie und ihre Angehörigen immer auch selber auf den Fotos zu sehen sind. Auch dieses Vorurteil trifft durchaus auf viele Japaner zu, der Grund liegt hier oft darin, dass sie nur selten Urlaub machen und ihre beliebten Rundreisen durch Europa oft in wenige Tage zusammenfassen. Sehr gefragt ist hier beispielsweise eine Tour durch 8 europäische Länder in nur 10 Tagen. Das führt dazu, dass die Bauwerke und Landschaften nur eben schnell fotografiert werden um die Erinnerungen dann zuhause ganz in Ruhe genießen zu können. Und das tun sie natürlich nicht alleine, so ist es nicht nur in Japan sondern auch in China für viele üblich, nach der Rückkehr von den Reisen regelrechte Fotopartys zu veranstalten! Dabei trifft man sich mit Freunden und Verwandten, um sich dann auf regelrechten Events gegenseitig die Eindrücke zu präsentieren und die Bäuche mit diversen Köstlichkeiten vollzuschlagen. Coole Idee eigentlich! :) Zudem gelten Urlaubsfotos der Familie vor bedeutenden europäischen Sehenswürdigkeiten als wichtiges Statussymbol.

Japaner werden zu Überstunden gezwungen

Klingt fast so, als hätten Japaner unter extrem schlechten Arbeitsbedingungen zu leiden und dürften sich kaum Urlaub nehmen, oder? Stimmt jedoch nicht, im Gegenteil: Der Grund ist die vollkommen andere Mentalität als hierzulande. So quälen sich in Deutschland manche zu ihrer oftmals anscheinend eher ungeliebten Arbeit und kriegen dort den Tag nur mit Müh und Not am Rande des psychischen Wahnsinns über die Bühne. Dagegen ist es für viele Japaner äußerst wichtig, ihren Job absolut vorbildlich auszuüben und dafür auch mal ein paar Stunden länger zu bleiben. Viele lieben es einfach, einen guten Job zu machen und möchten sich daher schlicht und ergreifend keinen Urlaub nehmen, da sie nicht faul wirken möchten. Um der „freiwilligen Überarbeitung“ entgegenzuwirken, schalten viele Unternehmen abends einfach den Strom ab, um die Angestellten quasi zu ihrer Freizeit zu „zwingen“. Genauso gibt’s mancherorts sogar 2 Extra-Urlaubstage, wenn man sich endlich mal länger als 3 Tage freinimmt. Das Bild der japanischen Angestellten, die vom frühen Morgen bis tief in die Nacht zur Arbeit gezwungen werden und unter Depressionen leiden, stimmt also eigentlich überhaupt nicht. Zwar arbeiten sie gerne mal länger als nötig, jedoch zumeist freiwillig und auch die durchschnittliche Arbeitszeit entspricht fast dem Durchschnitt der OECD.

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Chinesen können kein „R“ aussprechen

Lock n‘ Loll! Es ist ein sehr verbreitetes Vorurteil vor allem gegenüber Chinesen, aber auch gegenüber Japanern. Gemeint ist die Unfähigkeit, den Buchstaben „R“ auszusprechen, welches dann stattdessen dem „L“ sehr nahe kommt. Dieses Vorurteil stimmt jedoch nur auf den ersten Blick, es liegt darin begründet, dass es im Chinesischen keinen Laut gibt, der wie das R klingt – sie können es aber erlernen. Da das L und das R jedoch in die gleiche Laut-Klasse eingeteilt werden, setzen viele Chinesen eben das L ein, ehe sie lernen, den ihnen völlig fremden R-Laut auszusprechen. Japaner haben ebenfalls Probleme mit dem R, aber dazu auch noch mit dem L – sie verwenden also einfach einen Mischlaut aus beiden Buchstaben.

Asiaten vertragen keinen Alkohol

Bekannt ist auch der Ruf von Asiaten, dass diese allesamt keinen Alkohol vertragen. Dies stimmt aber ebenfalls nur bedingt. Grund für die Unverträglichkeit ist das Fehlen eines Enzyms in der Leber, welches für den Abbau des Alkohols zuständig ist. Fehlt dieses Enzym, wird der betroffenen Person bereits von sehr geringen Mengen Alkohol schlecht und das Herz rast. Betroffen sind von dieser genetischen Veranlagung jedoch nur knapp 50% der Menschen aus dem Pazifikraum, wozu eben viele asiatische Staaten zählen. Dementsprechend trifft das Vorurteil eben theoretisch nur auf knapp die Hälfte der Menschen zu – was aber natürlich schon einen deutlich erhöhten Prozentsatz darstellt als anderswo.

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In China werden Hunde und Katzen gegessen

Wenn hierzulande von den Essgewohnheiten vor allem von Chinesen gesprochen wird, thront es gemeinsam mit den China-Restaurants ganz weit oben auf der Liste der hiermit verbundenen Gedanken: Das für viele ziemlich gruselige Gerücht, dass dort gerne auch mal Hunde und Katzen verzehrt werden! Auch dieses Vorurteil kann nicht ganz dementiert werden, jedoch müssen auch hier ganz starke Abstriche gemacht werden. So gelten Hunde, Katzen und weitere ungewöhnliche Tiere ausschließlich in Teilen Südchinas als regionale Delikatesse. Außerhalb dieser Gebiete empfinden jedoch auch viele Chinesen diese „Delikatesse“ als ziemlich abstoßend, womit dieser Fakt auf keinen Fall verallgemeinert werden darf. Es ist eben ein Indiz dafür, dass China mit seinen über 1,3 Milliarden Einwohnern über unzählige sehr verschiedene Kulturen verfügt, die sich nur schwierig als ein Ganzes zusammenfassen lassen.

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Schlürfen beim Essen ist gern gesehen

Ein weiteres bekanntes Vorurteil, das sich hartnäckig hält und es stimmt! Das Schlürfen dient vor allem dazu, die heiße Suppe, in denen die Nudeln üblicherweise serviert werden, abzukühlen. Zudem erleichtert es auch den Verzehr der oft sehr langen Nudeln und gilt dabei keineswegs als unhöflich. Doch es geht noch ungewöhnlicher: In Korea beispielsweise signalisiert ein lautes Schmatzen beim Essen, dass die Speise auch tatsächlich schmeckt und gehört damit zum guten Ton. Für uns wohl am außergewöhnlichsten in Sachen Tischsitten verhält es sich jedoch in China: Hier ist es weder verpönt, zu schmatzen oder schlürfen, noch zu rülpsen oder mit vollem Mund zu sprechen. Was bei uns wahrscheinlich skandalartige Reaktionen auslösen würde, zeigt hier, dass Chinesen es sich beim Essen rundum gutgehen lassen möchten. Genauso ist es auch nicht ungewöhnlich, sich während des Essens einfach am Tisch eine Zigarette anzustecken – schier unvorstellbar bei uns, jedoch ein Wohlfühlfaktor im Reich der Mitte. :)

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Insgesamt also doch verblüffend, dass nahezu jedes Vorurteil zumindest in gewisser Weise bestätigt werden kann. Aber es betrifft wie bereits erwähnt natürlich nicht jeden Menschen aus einem asiatischen Land. So gibt’s logischerweise auch Japaner, die es hassen, Fotos zu machen und genauso Deutsche, die nie genug Schnappschüsse aufnehmen können – dementsprechend sind Vorurteile also nicht zu verallgemeinern und vorsichtig zu genießen.