Ihr möchtet euer Englisch verbessern, arbeiten und reisen, aber nicht an das andere Ende der Welt? Kein Problem, das geht nämlich auch in Großbritannien! Erfahrt mehr über diese tolle Erfahrung und lasst euch von der englischen Landschaft verzaubern.
Die Welt erkunden und dabei so wenig Geld wie möglich ausgeben – hört sich doch nach einem verlockenden Angebot an. Eine Möglichkeit hat meine Leserin Anja letztes Jahr ausprobiert und mithilfe der Organisation Workaway drei Monate Großbritannien bereist und mir im Nachhinein ihre Erfahrungen berichtet. Work & Travel in Großbritannien hört sich vielleicht etwas ungewöhnlich an, kann aber ebenfalls eine tolle Zeit mit jeder Menge neuen Erfahrungen bedeuten. Wer hätte schon gedacht, dass man auf einem englischen Pferdehof die verrücktesten Menschen kennenlernt, in London durch Zufall David Hasselhoff in der Oxford Street trifft, in Wales die kulinarisch interessantesten Gerichte serviert bekommt, von Rugby Fans überrannt wird oder für eine walisische Landwirtschafts-Fernsehshow interviewt wird?
Kurzfristig auf nach Großbritannien
„Das Ganze war eher eine spontane Entscheidung, nach dem Abitur hatte ich eine Zeit lang keine Ahnung, was ich mit der ganzen Freizeit anfangen könnte. Während meine Freunde alle entweder sofort anfingen, zu studieren, oder schon seit Monaten ihren Work & Travel Aufenthalt in Australien geplant hatten, stand ich noch etwas verloren da. Da habe ich die Webseite „workaway.info“ entdeckt, die Gastfamilien vermittelt, die Unterkunft und Verpflegung gegen Mitarbeit im Haushalt oder auf dem Hof anbieten. Das hörte sich für mich nach einem interessanten Angebot an und ich beschloss, das Ganze einmal auszuprobieren. Von einem Tag auf den anderen habe ich mich dann entschieden, zusammen mit einer Freundin für ein paar Wochen nach Großbritannien zu fliegen und das Land zu erkunden. Aus ein paar Wochen wurden letztendlich drei Monate, die ich sehr genossen habe.“
Der Organisationshelfer – Workaway.info
Workaway.info ist eine Online-Plattform, die euch die Möglichkeit gibt, günstig zu reisen, eure Zweitsprache zu verbessern sowie Land und Leute besser kennenzulernen. Mit über 12.000 Gastgebern aus insgesamt 130 Ländern gibt es hier zahlreiche Möglichkeiten für einen kostengünstigen Auslandsaufenthalt. Gegen vier bis fünf Stunden Arbeit pro Tag, fünf Tage die Woche, bekommt man Verpflegung und Unterkunft geboten.
Video: YouTube/Workaway
Die Kontaktaufnahme zwischen Freiwilligen und Gastgebern, den sogenannten „Hosts“, findet über die Webseite statt. Die Registrierung für zwei Jahre kostet 23€. Damit bekommt ihr Zugriff auf die Workaway-Gastgeberliste und könnt Gastfamilien oder gemeinnützigen Organisationen eure Arbeitskraft als freiwilliger Helfer anbieten. Alle Details müssen mit den Hosts selbst abgesprochen werden. Workaway vermittelt lediglich den Kontakt, der Rest der Reise muss selbst organisiert werden. Von Host zu Host können die Arbeiten stark variieren, es werden die verschiedensten Jobs angeboten, von Kinderbetreuung über Gartenarbeit bis zur Mithilfe im Kuhstall kann alles dabei sein. Es ist sehr hilfreich, sich vor der Abreise die Bewertungen von anderen Freiwilligen durchzulesen um zu wissen, was einen am Einsatzort erwartet. Am Ende seines Aufenthalts hat man die Möglichkeit, selbst eine Bewertung zu hinterlassen, um anderen einen Einblick in die Lebens- und Arbeitsbedingungen vor Ort zu geben.
Arbeit auf einem Gestüt in England
„Ich habe diverse Hosts, vorzugsweise Pferdehöfe, ein paar Wochen vor der Abreise kontaktiert und von einigen auch direkt eine Zusage bekommen, dass ich mich am Ende sogar zwischen fünf Stationen entscheiden konnte. Aufgrund der Nähe zu London wählte ich eine Stelle in Buckinghamshire, westlich der Hauptstadt. Dort verbrachte ich die ersten sechs Wochen bei einer Gastfamilie auf einem Pferdegestüt und es gab immer alle Hände voll zu tun. Neben dem täglichen Reiten der Pferde, dem Ställe ausmisten, Heunetze füllen und Wassereimer tragen, wurde mittags zusammen mit den anderen Freiwilligen gekocht, gegessen und natürlich auch abgespült und aufgeräumt.
An manchen Tagen wurden die vorgegebenen 5 Stunden Arbeitszeit dabei auch überschritten, was aber durch Wochenendausflüge in die nahe gelegenen Städte Oxford und London wieder gut gemacht wurde. Durch den Kontakt zur Familie und zu den anderen Arbeitern, mit denen ich am Wochenende oft zusammen in den Pub gegangen bin, war es eine interessante Zeit, in der es nie langweilig wurde. Auch durch das tägliche Kommen und Gehen der Pferdebesitzer lernte ich die interessantesten Menschen kennen, neben einigen ausgewanderten Deutschen, einer professionellen Hundeausführerin, dem Besitzer einer Hundepension, der selbst 13 Deutsche Doggen besitzt, auch eine Familie, die jeden Tag den exakt gleichen Tagesablauf mit ihrem Pferd verbringt. Trotzdem kann man sechs Wochen harte körperliche Arbeit nicht als Urlaub bezeichnen und so beschloss ich kurzerhand, ein paar Wochen die Südküste Englands zu bereisen, um ein wenig zu entspannen.“
Städtetrip – London, Brighton, Bournemouth und Swansea
„Zunächst verbrachte ich zusammen mit ein paar anderen Workawayern, die ich auf dem vorigen Hof kennengelernt habe, einige Tage in London und besuchte neben den typischen Attraktionen, wie dem Buckingham Palace, dem London Eye, der Oxford Street, Westminster Abbey, Big Ben, usw., auch einige nicht ganz so bekannte Orte, wie das Museum für moderne Kunst Tate Modern und den Camden Market, der aus sechs benachbarten Marktbereichen besteht, wo von Antiquitäten über Kunsthandwerk bis zu internationalen Speisen alles angeboten wird. Übernachtet haben wir im preiswerten Safestay Hostel im Süden der Innenstadt.
Danach ging es weiter an die Südküste Englands, in den Urlaubsort Brighton, wo wir den Royal Pavilion besucht, bei Primark geshoppt, am Meer entspannt und mit dem Riesenrad gefahren sind. Besonders schön ist auch der Brighton Pier, der 1899 gebaut wurde und heute einen Jahrmarkt mit Restaurants, Bars, Spielhallen, Karussell, Ständen und Achterbahnen beherbergt.
Weiter die Küste entlang, landeten wir in Bournemouth, wo zufällig ein Lichterfest stattfand, das wir besucht haben. Ganz am Ende des kurzen Urlaubs verbrachten wir noch ein Wochenende in der walisischen Hafenstadt Swansea, wo wir neben einem Besuch des Swansea Castles, dem Aussichtsturm „Meridian Tower“ mit Restaurant und dem malerischen Yachthafen, im Nightlife Distrikt „Wind Street“ mit den Walisen den Rugby-Spiel Sieg gegen Südafrika gefeiert haben.“
Wales steckt voller Überraschungen
„Als nächstes ging es dann für drei Wochen zu einer Gastfamilie nach Wales. Wales ist meiner Meinung nach der Teil Großbritanniens, der den wenigsten Leuten bekannt ist, ich selbst konnte mir vor meinem Aufenthalt nichts darunter vorstellen. Jeder hat schon von englischen Städten gehört, sei es nun die Beatles-Stadt Liverpool, die renommierten Universitätsstädte Oxford und Cambridge oder die Hauptstadt London selbst. Auch Schottland ist bekannt für den Schottenrock, Loch Ness und sein merkwürdig sprechenden Menschen. Wales jedoch ist selbst manchen Briten kein Begriff, wie ich erschrocken feststellen musste. Dabei hat dieser Landstrich mehr zu bieten als die meisten denken. Das kleine Land besticht mit der pulsierenden Hauptstadt Cardiff mit einer wunderschönen, mystischen Natur und zahlreichen Burgen und Schlössern.
Die Anreise war schon ein kleines Abenteuer für sich, mit dem Zug ging es von Bournemouth nach Cardiff. Was ich nicht wusste, an diesem Tag fand ein Rugby Spiel in Cardiff statt und das ist hier Nationalsport Nr.1. Alle sind verrückt danach. So war der ganze Zug vollgestopft mit gröhlenden Fans in den merkwürdigsten Verkleidungen auf dem Weg zum „Millennium Stadium“, um ihr Team anzufeuern.“
Entspannung an der walisischen Küste
„Nach der aufregenden Zeit unterschied sich der Aufenthalt bei der zweiten Gastfamilie stark von dem bei der ersten. Auf der Farm im kleinen abgelegenen Dorf Aberaeron an der Küste von Wales ging alles etwas ruhiger zu. Die Arbeit war kaum anstrengend und der Aufenthalt glich viel mehr einem Urlaub. Mit nur zwei Freiwilligen zur gleichen Zeit war es sehr ruhig und entspannt. Jeden Tag gab es pünktlich um 11:00 Uhr zur „Teatime“ mit den Gasteltern Ifor und Myfanwy neben frisch gebackenem Kuchen auch neue interessante Geschichten von ihren Erlebnissen als Gasteltern. Zum Mittagessen wurde man mit hausgemachten walisischen Spezialitäten verwöhnt, von Apple Crumble bis Welsh Cowl, einem Lammeintopf, war alles dabei. Nachmittags blieb dann mehr als genug Zeit für Entspannung am Meer oder für ausgiebige Spaziergänge zwischen den bunten Häusern der Stadt. Die walisische Sprache zu lernen war leider in der kurzen Zeit nicht möglich, aber meine Bemühungen wurden sehr geschätzt, als ich nach einer Woche morgens im Stall alle mit einem freudigen: „Bore da!“ begrüßen konnte. Über längere Zeit hätte es langweilig werden können, doch nach den relativ anstrengenden vorausgehenden Wochen, war es eine willkommene Erholung. Auch hier bot es sich an, am Wochenende Ausflüge in die Umgebung zu unternehmen und unter anderem die Stadt Aberystwyth, den Snowdonia National Park oder den Ferienort New Quay zu besuchen. Ein besonderes Highlight war, dass zum Zeitpunkt meines Besuchs eine Dokumentation über die traditionelle „Welsh Cob“-Zucht des Hofes gedreht wurde und meine Freundin und ich dazu interviewt wurden. Wer hätte das gedacht?“
Fazit
Warum so weit weg, wenn es auch in der Nähe tolle Möglichkeiten gibt, Auslandserfahrungen zu sammeln? Es muss ja nicht immer gleich Australien sein – in Europa gibt es genug schöne Orte, die erkundet werden wollen. Workaway bietet dabei eine interessante und vor allem kostengünstige Art des Reisens und ist toll, wenn man das Land und die Leute näher kennenlernen will. Durch den täglichen Kontakt mit Muttersprachlern kann man seine Sprachkenntnisse verbessern. Auch für Kurzentschlossene ist es eine gute Möglichkeit, da viele Gastfamilien sogenannte „Last minute Hosts“ sind und auch kurzfristig Helfer suchen. Großbritannien stellt wegen der englischen Sprache und mit nur ca. 1,5 Stunden Flugzeit Entfernung von Deutschland ein einfach zu bereisendes Ziel dar und ist sehr empfehlenswert, auch wenn man nicht so lange Zeit hat.
Hey,
Wie sieht‘s denn inzwischen mit Work and Travel in England als Deutsche/r aus?
Wegen dem Brexit ist das ja jetzt alles ein bisschen kompliziert und ich wurde beim googlen nicht ganz schlau
Sehr schöner Bericht. Ich bin 17 Jahre alt und mache dieses Jahr mein Abitur und diese Art von Reisen ist mein absoluter Traum. Wie finde ich denn am leichtesten Jobs und Gastfamilien und vielleicht auch Mitreisende?
Hi Ellen,
cool, dann drücken wir dir erstmal für die Prüfungen die Daumen. Wenn du dich schon jetzt informieren willst, dann kannst du auf jeden Fall bei workaway.info vorbeischauen und dort erstmal einige Erfahrungsberichte und Tipps zu Work & Travel durchlesen. Danach hast du dann alle Infos, die du brauchst, um deine Reise zu planen. Viele Grüße vom Urlaubsguru Team.
Wie viel Geld muss man denn für ca. ein Jahr Work&Travel in Großbritannien einplanen?
Hallo Martha,
das kann ich so pauschal natürlich nur ganz schwierig sagen, da es beim Work & Travel so keine Fixbeträge gibt.
Es kommt natürlich auch immer individuell auf jeden Einzelnen an, welchen Lebensstandard er oder sie pflegen möchte, wie viel Geld nebenbei für andere Aktivitäten nebenbei ausgegeben wird etc.
Daher kann ich dir so keinen Betrag nennen, welchen du „einplanen“ musst.
Liebe Grüße
der Urlaubsguru
Schöner Bericht, und schön, mal etwas von einem Gleichgesinnten zu lesen :) Ich denke genau wie du, dass man für außergewöhnliche Erfahrungen nicht ans Ende der Welt reisen muss und habe mich entschieden, erst einmal meinen eigenen Kontinent zu entdecken. Seit acht Monaten bin ich jetzt über workaway in Portugal unterwegs (projekt-europa.blogspot.pt/ erzählt von meinen Erfahrungen)
Hallo Lisa,
danke für dein Feedback!:)
Das hört sich super an. Ich wünsche dir noch viel Spaß bei deinen Abenteuern!
Liebe Grüße
der Urlaubsguru
Was hast du für ein Visa verwendet? reicht ein touri visa?
Hallo Thu,
für Work & Travel in Großbritannien benötigst du als EU-Bürger aktuell kein Visum, sondern nur einen gültigen Personalausweis oder Reisepass. Wie das allerdings in spätestens zwei Jahren aussieht, nach dem endgültigen Austritt aus der EU, wird sich dann noch zeigen.
Viele Grüße,
der Urlaubsguru