Wer sich mit Neuseeland beschäftigt, kommt um die noch heute lebendige Kultur der Maori, der Ureinwohner Neuseelands, kaum herum. Welch spannende Geschichten, Bräuche und Rituale euch bei einer Neuseeland Reise erwarten und was hinter ihnen steckt, verrate ich euch jetzt.
Fast 15% der neuseeländischen Bevölkerung identifizieren sich als Māori, einem Volk, das vor über 1.000 Jahren auf die Inseln im Südpazifik kam und die Kultur der Insel seither wie kein zweites prägte. Auch heute noch sind diese besondere Kultur, ihre Gepflogenheiten und Traditionen fest mit der neuseeländischen Identität verbunden. Bestimmt kennt auch ihr einige Traditionen der Māori, wie die unverkennbaren Tattoos und den Haka Tanz, der es dank Youtube und Co. zu internationaler Bekanntheit geschafft hat. Aber wisst ihr eigentlich auch, was hinter diesen Bräuchen steckt?
Die Māori Kultur in Neuseeland
Haka Tanz | Sprache | Willkommensrituale | (Körper)Kunst | Mystische Legenden
Haka – ein Kriegstanz mit Gänsehautgarantie
Laut stampfende Füße, klatschende Hände, aufgerissene Augen und eine herausgestreckte Zunge sowie lauter Gesang – wer das erste Mal einen leidenschaftlichen Haka Tanz beobachtet, wird beeindruckt und vielleicht sogar etwas eingeschüchtert sein – teilweise ist das nämlich auch der Sinn dieses uralten Tanzes. Doch der Haka Tanz ist viel mehr als ein reiner Kriegstanz, der den Gegenüber einschüchtern soll, er transportiert auf kraftvolle Art ein Gemeinschaftsgefühl, das beim Zuschauen einfach Gänsehaut erzeugt.
Der eindrucksvolle Kapa O Pango – so der Name des eigens für die neuseeländische Rugby Mannschaft All Blacks kreierten Haka Tanzes – gehört fest zu jedem Länderspiel dazu. Er trägt dazu bei, das Team zu einen, vor dem Gegner Stärke zu beweisen und diesen ordentlich einzuschüchtern. Anscheinend mit Erfolg! Die All Blacks gelten als eine der besten Rugby Mannschaften der Welt.
Doch der Haka Tanz wird von den Māori nicht nur vor einem (sportlichen) Kampf, sondern auch zu ganz anderen Ereignisse aufgeführt. Es gibt nämlich verschiedene Haka Tänze wie den Manawa Wera oder den Taparahi-Haka, die, einer bestimmten Choreografie folgend, zu freudigen und auch traurigen Anlässen aufgeführt werden. Und falls ihr euch nun noch fragt, ob die Haka Tänze traditionell auch von Frauen aufgeführt wurden: Frauen spielten schon immer eine wichtige Rolle in den verschiedenen Tänzen, sodass es ganz und gar nicht ungewöhnlich ist, dass sie auch heute noch Teil dieser besonderen Zeremonie sind.
Wie wäre es also, wenn ihr euch von der magischen Kraft der Haka Tänze während eurer Neuseeland Reise selbst überzeugt? Glaubt mir, der Moment, in dem die Tänzer anfangen zu stampfen und zu singen, ist ein echter Gänsehautmoment, den ihr so schnell sicher nicht vergessen werdet!
Te Reo Māori – eine bedrohte Sprache
Der Gesang, der die Haka Tänze begleitet, ist in der traditionellen Sprache der Ureinwohner, Te Reo Māori. Obwohl die einst schriftlose Sprache seit Ende der 1980er Jahre neben Englisch eine offizielle Amtssprache ist, gehört die Sprache der Māori zu den bedrohten Sprachen dieser Welt. Sie zu bewahren und in die nächsten Generationen zu tragen, ist den Neuseeländern sehr wichtig. Te Reo Māori wird daher heute an vielen Schulen und speziellen Kindergärten unterrichtet. Auch ein eigener Fernsehsender, Māori Television, soll die traditionelle Sprache vor dem Aussterben bewahren. Wenn ihr in Neuseeland unterwegs seid, solltet ihr es also keineswegs verpassen, mit den Māori und ihrer Sprache in den näheren Kontakt zu kommen. Das geht zum Beispiel an speziellen Versammlungsorten, den Marae, die ihr überall in Neuseeland finden werdet. Hier könnt ihr einiges über die Māori-Kultur und ihre besondere Sprache lernen.
Pōwhiri – sei willkommen!
Eines der Kulturgüter der Māori, das ihr in einem Marae kennenlernen könnt, ist die Willkommenszeremonie Pōwhiri. Die Zeremonie, bei der ihr als Gäste, genannt Manuhiri, von euren Gastgebern, Tangata Whenua, begrüßt werdet, folgt einem festen Ritual, bei dem gerufen und gesungen und der Gastgeber schließlich beschenkt wird. Am Ende des Pōwhiri stehen die Hongi, die traditionelle gegenseitige Berührung der Nasen und ein köstliches Essen, das in einem Maori Hāngi, einem traditionellen Erdofen, gegart wird. Die Zubereitung der Speisen in speziellen Körben, die zusammen mit heißen Steinen in die Erde gelassen werden, dauert zwar etwas länger, doch der Geschmack ist dadurch auch ein ganz besonderer! Eine eindrucksvolle Art, die Māori Kultur kennenzulernen, findet ihr nicht?
Die Kunst der Māori – Tattoos, Schnitzereien & Webarbeiten
Auch wenn die Haka Tänze die wohl bekannteste Kunstform der Māori sind, solltet ihr auf eurer Reise unbedingt auch die anderen Kulturgüter genauer unter die Lupe nehmen. Eines dieser Güter ist die detailreiche Tattookunst, die uns als Tattoo-Trend auch immer häufiger in Deutschland begegnet. Traditionell waren die Māori Tattoos allerdings kein reiner Körperschmuck, sondern vielmehr ein Ausdruck des sozialen Rangs innerhalb der Gruppe und der persönlichen Fähigkeiten.
Während die Tattoos die Gesichter, Oberschenkel und die Gesäße der Männer schmückten, verschönerten sie den Frauen oftmals Lippen und Kinn. Das Tätowieren ist auch heute noch Bestandteil der Māori Kultur, auch wenn sich die Bedeutung der Kunstwerke etwas gewandelt hat – heute repräsentiert das Tattoo eines Māori oftmals seine persönliche Geschichte sowie die seiner Vorfahren. Und auch das Verfahren hat sich geändert: Wurde früher die Zeichnung noch mit einem spitzen Knochen und einer scharfen Klinge auf die Haut gebracht, übernimmt heute eine ganz normale Tätowiermaschine diese Arbeit.
Besonders beliebt sind Erinnerungsstücke aus beschnitzter, neuseeländischer Jade, Pounamu. Lasst euch das gute Schmuckstück am besten schenken, das soll Glück bringen!
Geschichten erzählen aber nicht nur die Tattoos der Māori, sondern auch die aufwändigen Schnitzereien, genannt Whakairo, die als Schmuck getragen werden oder als eindrucksvolles Statussymbol das Haus, Musikinstrumente und Boote dekorieren. Die immer wiederkehrenden, von der Natur Neuseelands inspirierten Muster, die auf den Māori Schnitzereien zu sehen sind, erzählen eine eigene Geschichte, der ihr in zahlreichen Galerien und Kulturzentren und Marae in Neuseeland auf den Grund gehen könnt. Anders als das Schnitzen ist das traditionelle Weben hingegen echte Frauensache. Die aufwändige und hoch angesehene Herstellung von Körben, Umhängen und Matten aus feinstem neuseeländischen Flachs wird bis zum heutigen Tag fortgeführt und kann wie das Schnitzhandwerk in Kulturzentren bestaunt werden. Eine spannende Erfahrung, die euch die Kultur der Māori sehr nah bringt.
Die Legende von der Entstehung Neuseelands
Zum Schluss möchte ich euch noch die Legende der Māori über die Entstehung Neuseelands erzählen. Neuseeland wurde laut der Sage nicht etwa einfach nur entdeckt – Neuseeland, oder besser gesagt die Nordinsel, wurde von dem Halbgott Māui als Fisch aus dem Pazifik geangelt. Beim Zerteilen des „Fisches“ windet sich dieser so sehr, dass die zahlreichen Berge und Täler Neuseelands entstehen. Aus dem Kanu Māuis formte sich die Südinsel Neuseelands. In der Sprache der Māori tragen die beiden Inseln auch heute noch den Namen „Der Fisch von Māui“ und „Das Kanu von Māui“.
Legenden wie diese werden euch auf eurer Reise nach Neuseeland häufiger begegnen. Möchtet ihr mehr über sie erfahren, könnt ihr euch zum Beispiel einer von einem Māori geführten Wanderung auf den Mount Hikurangi, dem Teil Neuseelands, der der Legende nach als erstes aus dem Wasser gezogen wurde, anschließen und weiteren, spannenden Geschichten lauschen.

Lust auf mehr?
Ich finde, dass die Māori Kultur ein total spannender und untrennbarer Bestandteil Neuseelands ist, den ihr auf einer Neuseeland Reise unbedingt näher kennenlernen solltet! Ihr habt Lust bekommen, in das Land der Kiwis einzutauchen und noch mehr über die vielseitigen und wunderschönen Inseln zu erfahren? Hier findet ihr noch weitere hilfreiche Artikel zur Vorbereitung auf eure Reise. Allgemeine Reisetipps für Neuseeland bekommt ihr natürlich ebenfalls im Reisemagazin.
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