Island – die Insel aus Feuer und Eis begeistert jährlich tausende Urlauber mit ihren Naturgewalten. Ein paar von ihnen haben sich so in den Inselstaat verliebt, dass sie sogar hierhin ausgewandert sind. Bei meiner letzten Rundreise habe ich mich mit Luka Dreiner, einer Island Auswanderin aus Köln, getroffen und Spannendes über Island und ihre Auswanderung erfahren. Hier lest ihr das Interview.
Den Traum vom Auswandern hegen viele – nur einige wenige setzen ihn tatsächlich um und bauen sich eine neue Existenz im Ausland, fernab der deutschen Heimat, auf. Eine von ihnen ist Luka Dreiner. Seit sie vor 14 Jahren das erste Mal auf der Insel war, hat Island sie gepackt und nicht mehr losgelassen. Heute führt sie gemeinsam mit ihrem isländische Mann Andrés eine Farm mit 85 Island Pferden und einem gut laufenden Gästehaus. Ich habe Luka besucht und mit ihr über ihre Auswanderung, ihre neue Heimat und die Liebe zu den Island Pferden gesprochen.

Auswandern nach Island – ein Interview
Als ich auf Lukas und Andrés Hof Helluland im Norden Islands, etwa 1 1/2 Stunden von Akureyri entfernt, ankomme und aus dem Auto steige, peitscht mir der scharfe Wind um die Ohren. In der Ferne stehen ein paar Island Pferde, trotzen mit ihrem dicken Fell und buschigen Mähnen dem stürmischen Wetter. Anders als mir scheint den robusten Tieren der nasskalte Wind ganz und gar nichts auszumachen. Ich sprinte zum Haus. Luka steht bereits mit ihrer kleinen Tochter Elín auf dem Arm in der Tür, aus der eine wohlige Wärme strömt. Eigentlich ist es Sommer in Island – beste Reisezeit, wenig Regen, viel Tageslicht. Doch das Wetter auf der Insel ist manchmal eben unberechenbar, auch im Sommer. Ob ich diese heftigen Wetterschwankungen wohl auch auf Dauer ertragen könnte? Wie ist das alltägliche Leben im dünnbesiedelten Land? Und wie schafft man es, Isländisch zu sprechen, ohne sich dabei die Zunge zu brechen? Ich habe Fragen.

Luka, wann hast du deine Liebe zu Island entdeckt?
„Ich war mit meiner Mama 2004 das erste Mal auf Island, bei der Hochzeit eines guten Freundes von ihr, der eine Isländerin geheiratet hat. Wir waren mit vielen Leuten dort, unter ihnen super viele Kinder, haben Ausflüge gemacht, in einem Tal bei Dalvik gespielt, hatten drei Wochen super Wetter und sind viel geritten. Diese Reise war der eigentliche Grund, warum ich mich so in diese Insel verliebt habe“
Wann und warum kam dann der Gedanke, ausgerechnet nach Island auszuwandern?
„Als das Abitur immer näher rückte, war ich mir sehr unschlüssig, was ich danach eigentlich machen möchte. Also dachte ich, dass, wenn ich nicht jetzt nach Island gehe und was mit Pferden mache, ich es wohl nie machen werde. So bin ich ursprünglich für ein Jahr nach Island gegangen, um in der Ausbildung von Pferden, genannt Beritt, zu helfen. Dadurch habe ich dann auch meinen isländischen Mann, Andrés, kennengelernt.“
Was genau gefällt dir so an Island und was ist ganz anders im Gegensatz zu deiner alten Heimat Köln?
„Die Natur und Freiheit finde ich einzigartig auf Island, überall sind kleine, ganz unberührte Plätze. Für mich ist das schönste an solchen Plätzen, mit den Pferden unterwegs zu sein. Zudem herrscht nicht so eine Hektik wie ich sie zum Beispiel in der Bevölkerung in Köln empfinde.“

Ist es leicht, nach Island auszuwandern oder gibt es (bürokratische) Hürden? Hast du die isländische Staatsbürgerschaft?
„Es ist kein Problem, nach Island auszuwandern. Man muss sich um eine isländische Identifikationsnummer bewerben, um länger und legal bleiben zu können. Für diese muss man zum Beispiel einen Job vorweisen. Aber ansonst ist es wirklich ganz unkompliziert. Die isländische Staatsbürgerschaft habe ich allerdings nicht.“
Anmerkung der Redaktion: Island ist Teil des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR), Deutsche und andere EU-Bürger brauchen also keine Aufenthaltserlaubnis. Bei der Beantragung der sogenannten Kennitala müssen unter anderem ein Arbeitsvertrag sowie das Vorstrafenregister und ein Nachweis über eine Krankenversicherung vorlegt werden.
Hast du eine isländische Lieblingsspeise?
„Das isländische Lamm ist schon ein besonderes Essen für mich, das ich sehr gerne mag. Die isländischen Pfannkuchen von Andrés Mutter mit selbstgemachter Marmelade und Sahne mag ich aber auch sehr gerne.“

Seit wann betreibt ihr euren Reiterhof? Wann kamen die ersten Gäste?
„Den Hof, so wie er jetzt ist, betreiben wir seit 2013. Dann kamen auch die ersten Gäste. Vorher haben wir mehr Beritt gemacht und hatten eine grössere Schafzucht.“
Wie viele Pferde leben mittlerweile bei euch auf Helluland und was gefällt dir an Island Pferden am meisten?
„Wir haben momentan um die 85 Pferde. Was mir besonders gut gefällt, ist die Vielseitigkeit. Die Island Pferde haben ein sehr ausdauerndes Wesen und es gibt vom gemütlichen Anfängerpferd bis zum Hochleistungs-Turnierpferd wirklich alles. Der Tölt ist dann natürlich das Extra des Island Pferdes, dank dem es sich sehr gemütlich auch lange im Sattel verbringen lässt.“
Wie viele Gäste kommen zu euch? Sind es besonders viele Deutsche?
„Wir haben das ganze Jahr über viele Gäste aus aller Welt. Gerade bei den Stundenritten kann man das gar nicht genau sagen. Auf Island gehört es für viele einfach dazu, mal das Reiten und das Tölten auszuprobieren, egal ob Anfänger oder gute Reiter. Bei den Pferde Reisen und Reitferien haben wir dann aber überwiegend Deutsche bei uns.“
Was können Gäste, die zu euch kommen, auf eurem Hof erwarten?
„Das kommt ganz drauf an, warum man zu uns kommt. Es ist möglich, nach Helluland zu kommen und mit einem Guide reiten zu gehen, der einen durch die Natur führt und dabei Geschichten aus der Region erzählt.
- Eine Nacht im Guesthouse kostet je nach Saison und Zimmer etwa 30-100€.
- Eine Stunde reiten kostet 38, zwei Stunden 68 und drei Stunden 98€. Als Übernachstungsgast gibt es einen Rabatt.
- Eine 7-tägige Pferde Reise kostet etwa 1320€. In diesem Preis ist alles inklusive.
Es ist für jedermann möglich, hier zu reiten, egal ob man eine Anfänger- oder Fortgeschrittenen-Route bucht. Außerdem kann man in unserem Gästehaus übernachten. Es erinnert ein bisschen an eine kleine Jugendherberge mit einer gemütlichen Gemeinschaftsküche.
Wenn man dann allerdings zu uns kommt, um eine Pferde Reise zu machen, wartet ein echtes kleines Abenteuer. Mit einer ganzen Pferdeherde unterwegs zu sein ist schon was ganz besonderes. Wir reiten bis zu 30 km pro Tag auf unterschiedlichen Pferden, die Herde immer mit dabei. Bei solchen Touren ist natürlich Vollverpflegung inklusive. Es gibt auch die Möglichkeit, ein Reiterferienprogramm zu buchen. Bei diesem reiten wir jeden Tag kleine Touren in der Umgebung von Helluland und besuchen unterschiedliche Orte wie Hot Pots und Museen, sodass dieses Programm auch für Familien mit Kindern oder nicht so erfahrene Reiter bestens geeignet ist.“

Lukas Mann, Andrés Magnússon, kommt herein und begrüßt mich lächelnd auf Isländisch. Andrés betreibt Helluland bereits seit 2001, das Züchten und Trainieren von Island Pferden ist seit langem seine Leidenschaft, die er gerne mit den Gästen teilt. Da brennen mir schon die nächsten Fragen unter den Nägeln.
Ist es eigentlich schwer, Isländisch zu lernen? Wie lange hast du dafür gebraucht?
„Die isländische Sprache ist schon sehr komplex. Als ich nach Island gekommen bin, war ich auf einem Hof, auf dem kein Englisch gesprochen wurde – das wusste ich vorher nicht. Daher hatte ich quasi keine Wahl. Ich habe dann Unterricht per Skype genommen. Wenn man keine andere Wahl hat außer auf Isländisch zu antworten, geht das Lernen dann doch relativ schnell. Nach fünf Monaten konnte ich mich wenigstens so verständigen, dass ich gut klargekommen bin, auch wenn ich heute immer noch einige Grammatikfehler mache.“
Gibt es auch negative Seiten am Auswandern? Was vermisst du an Deutschland?
„Klar hat alles seine Vor- und Nachteile. Ich vermisse vor allem meine Familie und guten Freunde. Trotzdem könnte ich mir ein Leben in Deutschland nicht mehr vorstellen.“
Luka erzählt mir, dass sie ihre Familie in Deutschland regelmäßig besucht – schon deswegen, um in Deutschland einige Anschaffungen zu machen. Das Leben und vor allem das Einkaufen in Island ist nämlich verhältnismäßig teuer, da viele Waren importiert werden müssen. Da muss mit der Anschaffung neuer Kleidung oder auch Reithelmen schon mal gewartet werden. Das sei aber kein großes Problem, erzählt mir Luka.
Meine letzte Frage: Was würdest du Reisenden empfehlen, die zum ersten Mal auf Island sind? Welches Highlight darf man auf keinen Fall verpassen?
„Ich würde vor allem empfehlen, nicht zu viele Pläne zu machen, sondern sich auch ein bisschen treiben zu lassen. Überall in Island gibt es kleine Orte und Naturschauspiele, heiße Quellen, die man gar nicht eingeplant hat – für Island muss man sich Zeit nehmen. Ich erlebe es oft, dass Leute sich ärgern, wenn sie sich nicht genug Zeit genommen haben.“

Ich nehme mir Lukas Tipps zu Herzen und verabrede mich zum Ausritt am nächsten Tag – in die Natur soll es gehen, dahin wo keine Autos hinkommen. Begleiten wird mich Guide Nicola, eine weitere Deutsche, die ihr Herz an Island verloren hat und immer wieder auf die Insel zurückkehrt. So langsam kann ich es immer besser verstehen. Als mich Luka verabschiedet, hat sich der Wind gelegt. Sogar ein paar Sonnenstrahlen brechen durch die Wolkendecke. Von Links höre ich Hufgetrappel und sehe, wie Andrés und seine Helfer die große Pferdeherde von der Weide auf den Hof treiben. „Was für ein freies Leben„, denke ich mir, als ich der Herde langsam hinterherlaufe. Island ist ein toller Ort – nicht nur für Pferde.
Ihr möchtet Island selbst bereisen und auf dem Hof von Luka und Andrés vorbeischauen? Das Gästehaus der Familie steht Gästen das ganze Jahr über zu moderaten Preisen offen. Ob ihr nur für einen kleinen Reitausflug oder gleich für Pferdetrekking hierher kommt – es ist einfach eine tolle Erfahrung, die Insel auf dem Rücken eines Island Pferdes zu erkunden!
Tipps für eure Island Reise
Beitragsbild: Iceland Horse Tours
Der Bericht über Island hat mich sehr fasziniert und begeistert.
Wir freuen uns auf die Reise in Mai nach Island mit dem Wohnmobil.
Würden uns sehr freuen, wenn wir eventuell auch mit dem Wohnmobil eine Nacht bei euch stehen bleiben können.
Diese unbeschwerte Momente auf uns wirken lassen und der Natur per Du zu sein.
Beste Grüße Renate und Jan